Die Louise-Mücke-Stiftung war eine kirchliche Stiftung bürgerlichen Rechts, in der Kinder und Senioren unter einem Dach lebten. Zum 1.1.2020 wurde die Stiftung dem Augusta-Viktoria-Stift zugelegt.
Bis zum Jahr 2019 betrieb die Stiftung in der Regierungsstraße 52 in Erfurt den Kindergarten mit 70 Plätzen, die Seniorenwohngemeinschaft mit sieben Plätzen, das Wohnhaus mit sechs Mietparteien und die Begegnungsstätte, die heute Einrichtungen des Augusta-Viktoria-Stift sind.
Zum Zeitpunkt der Zulegung war die Stiftung Arbeitgeberin für 16 Mitarbeiter und wichtiger Teil des christlich-diakonischen Auftrags der Evangelischen Predigergemeinde in Erfurt.
Stifterin Anna Mücke gründete am 24.4.1900 die Stiftung aus Sorge um ihre behinderte Tochter. Sie stellte die Stiftung unter das Bibelwort „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ (Matth. 5,7), welches noch heute über dem Hauseingang zu lesen ist.
Was zeichnete die Louise-Mücke-Stiftung aus?
Die Louise-Mücke-Stiftung hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Brücke zwischen Alt und Jung zu sein und die Generationen zusammenzuführen. Kinder und Senioren begegneten sich im Alltag, genossen regelmäßigen Kontakt und feierten gemeinsam.
Der Stiftungsbeirat der Louise-Mücke-Stiftung und das Kuratorium des Augusta-Viktoria-Stifts haben am 02.09.2019 die Zulegung der Louise-Mücke-Stiftung auf das Augusta-Viktoria-Stift gemäß § 11 Abs. 3 Thüringer Stiftungsgesetz beschlossen.
Zum Gedenken an die Louise-Mücke-Stiftung wurde in dem der Zulegung zugrundliegenden Notarvertrag zwischen Louise-Mücke-Stiftung und Augusta-Viktoria-Stift Folgendes vereinbart:
- Das Augusta-Viktoria-Stift wird die Tradition fortsetzen, nach § 3 der Satzung der Louise-Mücke-Stiftung alljährlich zum Andenken an den Geburtstag der Stifterin Louise Mücke ein Gedenkfest zu feiern.
- Die Tafel an der Hausfront des Grundstücks Regierungsstraße 52 „Louise-Mücke-Stiftung“ mit dem Satz "Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ verbleibt am vorhandenen Platz.
- Die Gebäude und Einrichtungen in der Regierungsstraße 52 sollen weiterhin den Namen Louise-Mücke tragen.
- Die Zusammenarbeit zwischen der Evangelischen Predigergemeinde Erfurt und den Einrichtungen der ehemaligen Louise-Mücke-Stiftung soll fortgeführt werden.
Die Traditionen, die Einrichtungen sowie das Miteinander von Alt und Jung leben unter dem Dach des Augusta-Viktoria-Stift fort.
Geschichte der Louise-Mücke-Stiftung
24.04.1900
Gründung der Stiftung durch Anna Mücke, geb. Klöpfel aus Sorge um ihre gelähmte Tochter
Louise Mücke als ein Schwesternheim der in der Barfüßergemeinde wirkenden
Gemeindeschwestern mit Wohnrecht und Pflege für Louise Mücke, Angebot von Verpflegung und
Zuflucht für kranke und hilflose Personen
07.10.1902
Einweihung
1904
Louise Mücke verstirbt
1912/13
Neubau des Vorderhauses (Gemeinde-und Versammlungsräume), Einweihungsfeier am
16.12.1913
1. Weltkrieg
Nutzung der Räume als Lazarett
1930
Stationäre Betten, Turnsaal, Erweiterung der Orthopädischen Klinik mit 30 Betten, Altenheim für
neun ältere Damen
ab 1939
Aufnahme von Flüchtlingen und Rückwanderern
01.02.1941
Besitz und Führung des Kindergartens geht an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, NSV,
über
20.11.1944
Zerstörung der Barfüßerkirche
01.01.1978
Fusion der Barfüßer- und Predigergemeinde
1978-1991
Kirchliche Beschaffungsstelle im Parterre des Vorderhauses
ab 1992
Kindergarten und Begegnungsstätte im Vorderhaus
1993
aus dem Altenheim wird eine Seniorenwohngemeinschaft
1993
Preis der Bundesministerin für Familie und Senioren Hannelore Rönsch im Wettbewerb
„Seniorenfreundlichen Gemeinde 1993“ für das Projekt von „Alt und Jung unter einem Dach“
gemeinsam mit dem Augusta-Viktoria-Stift
seit 1994
offene Familien- und Seniorenarbeit nach Sanierung der Räume
1996
Sanierung Haus am Walkstrom (Kindergarten)
1996-1998
Sanierung Seniorenwohngemeinschaft
2015
Übernahme der Geschäftsführung durch das Augusta-Viktoria-Stift
Die Geschichte der Louise-Mücke-Stiftung können Sie nachlesen in der Publikation „100 Jahre Louise-Mücke-Stiftung zu Erfurt 1900 – 2000.