„Als die Louise-Mücke-Stiftung am 24. April 1900 aus der Taufe gehoben wurde, konnte man in der Stiftungsurkunde lesen, dass die Stifterin an das Haus Regierungsstraße 53 neben der Bezeichnung "Louise-Mücke-Stiftung" auch ein Wort aus der Bibel für immer an dem Hause angebracht sehen wollte. Dieses Wort aus dem Neuen Testament soII auch über der Festschrift stehen. Es lautet:

"Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“

Matth. 5,7

In den 100 Jahren ihres Bestehens hat die Stiftung diesen biblischen Satz mit Leben zu erfüllen gesucht. Gemeindeglieder der damaligen Barfüßergemeinde, seit 1978 auch die der Predigergemeinde, Freunde der Stiftung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ehrenamtlich Tätige und amtlich bestellte Personen haben dafür gesorgt, dass dieser Satz der Barmherzigkeit keine schöne Floskel sondern über all die Jahrzehnte hinweg hilfreiche Erfahrung für viele Menschen werden konnte. Dafür sei an dieser Stelle einmal allen, die die Louise-Mücke-Stiftung durch die Jahre aktiv und finanziell begleitet haben, ganz herzlich gedankt.

Von Anfang an war eines klar. Die Stifterin Anna Mücke öffnete in eigener Betroffenheit der Not und der Bedürftigkeit von Menschen einen Raum der barmherzigen Zuwendung. Aus der Sorge um ihre behinderte Tochter Louise Mücke stiftete sie diesen Ort.

Louise Mücke konnte nicht mehr in das Haus in der Regierungsstraße einziehen. Sie starb früh. Aber der Stiftungsgedanke blieb.

Orte der Barmherzigkeit sind Orte der Einkehr. Das gilt grundsätzlich. Wer sich dem Wort der Barmherzigkeit öffnet, der öffnet sich den Menschen, wie sie sind, und lässt sich ihre Not zu Herzen gehen. Die Louise-Mücke-Stiftung hat sich von Anfang an als "selbstlos" verstanden und war ganz und gar getragen vom Glauben daran, dass Gott die Arbeit der Barmherzigkeit segnet. In der Stiftungsurkunde kommt denn auch deutlich zum Ausdruck, für wen die Stiftung Raum der Barmherzigkeit öffnen wollte, nämlich: für Gemeindeschwestern (in Gemeinden tätige Diakonissen), für Kleinkinder von armen Müttern und eine "Versorgungsanstalt" für Behinderte. Dass es nicht so blieb, hat mit der geschichtlichen Entwicklung zu tun. Aber der Grundgedanke der Stifterin erhielt sich über alle Veränderungen hinweg.

[…]

Noch ein Gedanke.

Die Louise-Mücke-Stiftung ist entstanden im intensiven Kontakt mit der damaligen Barfüßergemeinde. 78 Jahre lang hat diese Gemeinde, zu Beginn der Diakon und Geistliche Rudolf Leib, dann die Pfarrer und die Gemeindekirchenräte, die Geschicke der Stiftung zusammen mit dem Vorstand gelenkt. Der kirchliche Charakter der Stiftung war Anna Mücke selbstverständlich.

1978 erfolgte die Fusion der Barfüßergemeinde mit der Predigergemeinde. Damit übernahm der Gemeindekirchenrat der Predigergemeinde auch die Verantwortung, im Vorstand mitzuarbeiten. Die Mücke-Stiftung ist wichtiger Teil des christlich-diakonischen Auftrags der Predigergemeinde. Und das ist auch nach der politischen Wende 1989 so geblieben.“

Pfarrer Johannes Staemmler

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